Experte für Neurodivergenz und KI & wissenschaftl. Leiter
Zentrums für Neurodiversitätsforschung (ZNDF)
Prof. Dr. habil. André Frank Zimpel, führender Experte für Neurodivergenz und KI, ist Professor mit dem Schwerpunkt »Lernen und Entwicklung« an der Universität Hamburg und wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Neurodiversitätsforschung (ZNDF). Er ist Fachbuchautor, Diplom-Psychologe, Psychotherapeut (HPG) sowie Sonder- und Diplompädagoge mit den Fächern Mathematik und Kunst und leitet das Zentrum für Aufmerksamkeitsbesonderheiten. Sein neuestes Buch trägt den Titel: „Wahnsinnig intelligent: Die verborgenen Potenziale neurodivergenter Menschen“.
Keynote
Eine Welle von Talenten rollt auf uns zu – wenn wir bereit sind, sie zu empfangen
Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz wird eine Erkenntnis zunehmend viraler: Die Zukunft der Technologiebranche könnte maßgeblich von neurodivergenten Talenten mitgestaltet werden. Menschen im Autismusspektrum sind hier schon heute überdurchschnittlich vertreten. Und doch: Nur etwa 16 Prozent der Erwachsenen im Autismusspektrum sind in Vollzeit beschäftigt – ein Hinweis auf zahlreiche, oft vermeidbare Barrieren. Der Begriff Neurodivergenz beschreibt Menschen, deren Gehirn anders funktioniert als das gesellschaftlich als „normal“ definierte – und die deshalb in bestimmten Bereichen nicht den gängigen Erwartungen entsprechen. Der Zweck des Begriffs ist nicht Abgrenzung, sondern die Möglichkeit eines fairen Nachteilsausgleichs.
Überforderung durch willkürliche Standards und gesellschaftliche Normen markiert oft die Trennlinie zwischen neurotypischen und neurodivergenten Erfahrungen. Menschen mit ADHS zum Beispiel bringen nicht nur eine erhöhte Risikobereitschaft mit, sondern auch ein feines Gespür für Ungerechtigkeit und Unwahrheit. Studien zeigen: ADHS korreliert positiv mit unternehmerischem Denken und Handeln.
Gerade an strategischen Schnittstellen – etwa in europäischen Kontrollgremien – könnten neurodivergente Perspektiven entscheidend dazu beitragen, die Entwicklung und Kontrolle von Künstlicher Intelligenz kritisch mitzugestalten. In einer Zeit, in der KI immer mächtiger wird, brauchen wir diese Talente vielleicht dringender denn je – als ethisches, kreatives und menschliches Korrektiv.